Einleitung
Ich war lange auf der Suche nach für mich geeigneten LED-Pars. Ich habe mich lange durch verschiedene Foren, "Testberichte", Meinungen und sonstige geistigen Ergüsse über die Thematik gewühlt und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich kein Ergebnis vorweisen konnte. Sprich: Ich war noch immer nicht schlauer.
Häufig wurden 10mm LED's als Kinderspielzeug abgetan, andere priesen sie hoch an. Wieder andere sprachen bei 1-Watt-LED's von Flutlichtern, anderen waren selbst die 3-Watt-LED-Produkte nicht hell genug. Herstellerangaben wiedersprachen sich auch teilweise gegenseitig.
Gut, dacht ich mir, hälste dich einfach mal an die Fakten. Nur, welche Fakten gibt es? Wenn überhaupt, beschreiben Hersteller ihre Produkte 1. so gut wie möglich und 2. ausschließlich ohne Anhaltspunkte wie der gemessene Wert (wenn es denn mal einen gibt) zustande gekommen ist.
Okay, damit blieb für mich eigentlich nichts weiter als ein eigener Test. Und da dieser sehr aufwendig war und bestimmt noch einige andere nach solch einem Test suchen könnten, wollte ich euch meine Ergebnisse nicht vorenthalten.
Der Übersichtlichkeit halber habe ich die Diagramme zu den Messdaten und die Bilder jeweils in einzelne Spoiler gepackt... :thumbu:
Testobjekte
Dazu habe ich mir insgesamt 4 Stück der neuen Thomann-Preisoffensive, die Par-56-LED-Scheinwerfer bestückt mit 24x3-Watt-Led's zum Preis von lediglich 79€/Stück bestellt.
EDIT: Nachdem ich vor kurzem nach dem Link zu den Teilen gefragt worden bin, hab ich festgestellt, dass man beim großen T den Preis dafür angehoben hat: STAIRVILLE LED PAR 56 Pro
Getestet wurde natürlich nur mit einem Exemplar. Weitere Testkandidaten gegen die sich das Preiswunder behaupten sollte, waren ein Par-64 mit 10mm LED's von Lightmaxx, ein Par-56 Short mit 300-Watt-Brenner, sowie einem Par-64 Long mit Raylight und 500-Watt-Brenner. Nur aus reinem Interesse wurden bei der Gelegenheit auch noch gleich ein Par-36 Pinspot mit 35W, sowie ein Eurolite TS-5 Scanner und ein Showtec Clubscan Scanner, jeweils mit 250-Watt-Halogenbirne, vermessen.
Testaufbau
Der Test fand dann im Filmsaal der örtlichen Grundschule statt, damit auch ja wirklich keine weiteren Lichtquellen die Messdaten beeinflussen konnten. Die Lichtstärke wurde mit einem geeichten LUX-Messgerät, genau genommen einem MAVOLUX 5032 B USB, durchgeführt, welches ich mir glücklicherweise ausleihen konnte. Ebenso wie ein kalibriertes Lautstärkemessgerät (CENTER 322 Sound Level Meter) zur Bestimmung der Lautstärke des Lüfters im laufenden Betrieb. Der ganze Test wurde ferner für die optische Komponente (es zählen ja schließlich nicht nur Fakten) durch eine Canon Eos 5D Mark II auf einem Stativ stehend und mit immer gleichbleibender Einstellung festgehalten.
Einstellung der Kamera:
Lautstärke-Test
Zuerst testete ich die Lautstärke der eingebauten Lüfter bei dem Par-56 24x3w, dem Eurolite TS-5 und dem Showtec Clubscan.
Wie man anhand der in db/A gemessenen werte sieht, ist der Lüfter des LED-Pars nahezu unhörbar, der Wert von 30db/a ohne die Scheinwerfer resultiert lediglich daraus, dass das Gerät unterhalb dessen nichts mehr anzeigt. Die Lüfter der beiden Scanner sind da dann doch schon erheblich lauter und auch störender.
Diagramme zur Lautstärke (Messwerte in db/A):
Lichtstärke-Test auf Distanz
Anschließend wurde das Stativ mit den Testkandidaten exakt 7,5m vor die Projektionsfläche (eine Schultafel) platziert und nacheinander die Messwerte genommen. Von allen Testkandidaten wurden auch ausreichend Bilder gefertigt.
Diagramme zur Lichtstärke gemessen in 7,5m Abstand (Messwerte in lx):
Bilder aus 7,5m Abstand (Einstellung der Kamera siehe oben):
Lichtstärke-Test im Nahfeld
Daher wurde das Stativ dann näher an die Projektionsfläche gerückt, um genau zu sein auf 2,0m Abstand. Im absoluten Nahfeld also wurden dann die Werte sowohl für die Helligkeit im Zentrum der Projektionsfläche, als auch in 1,0m Abstand und 1,2m Abstand (jeweils zum Projektionszentrum) gemessen. Aber auch hier hatte der LED-Par gegenüber dem 500-Watt-Pendant das Nachsehen, wenngleich um einiges weniger eindeutig. Der 10mm LED-Scheinwerfer offenbarte hier, dass er tatsächlich maximal zur Ausleuchtung eines Hobbyraums geeignet ist.
Diagramme zur Lichtintensität im Nahfeld (Messwerte in lx):
Stromverbrauchs-Test
Nächster Test war der des maßgeblichen Vorteils der LED-Technik gegenüber konventionellen Leuchtmitteln: Der Stromverbrauch. Hier kann der LED-Par natürlich überzeugen, wenngleich auch dieser Test einen Kritikpunkt hervorbrachte. In der Theorie müssten 24x3-Watt LED's bei voller Aussteuerung aller LED's ja 72 Watt, zuzüglich der Leistung für Lüfter und sonstige Elektronik benötigen, also sagen wir ca. 85 Watt, benötigen. In der Realität jedoch wurde nur ein Maximal-Wert von 59 Volt-Ampere gemessen, bei der Vollaussteuerung der roten LED's alleine sogar lediglich 16,5 Volt-Ampere. Dies war auch kein Messfehler, da alle 4 bestellten LED-Pars nahezu identische Werte lieferten. Eine Nachfrage diesbezüglich bei der Lichtabteilung von Thomann ergab, dass es sich bei den "3-Watt"-LED's lediglich im eine grobe Einteilung der Nennleistung handele, ein Abweichen der effektiven Leistung sei normal. Nun denn.
Diagramm zum Stromverbrauch:
Persönlicher Eindruck der Farben
Nun dann natürlich noch als letztes der weitere massive Vorteil der LED-Technik in Bezug auf Bühnen-Scheinwerfer, die Flexibilität. Es lassen sich unzählige Mischfarben mit jedem einzelnen Par erzeugen, allerdings benötigt man für manche Farbmischungen ein wenig Übung bis ein überzeugendes Ergebnis herauskommt. Absolut herausragend ist für mich nach wie vor die Farbintensität der LED's, ein derart sattes Blau erreicht man mit konventionellen Scheinwerfen mit Farbfilterfolien meiner Ansicht nach nicht. Grün wirkt zwar etwas grell, also ein wirklich tiefdunkles Grün ist fast nicht zu mischen, aber auch dies überzeugte mich. Rot wirkt farblich gesehen mit LED's und Farbfiltern identisch, bei Gelb brauchts ordentliches Feintuning bis ich hier ein zufriedenstellendes Ergbenis hatte. Und dann, ja dann kommen wir zu einem der Knackpunkte: Das Weiß. Klar, konventionelle Kannen bieten hier ein schönes warmes Licht. Das kann der LED-Par natürlich nicht, dessen Weiß wirkt eher grell, steril, künstlich & kalt. Aber akzeptabel, meiner Ansicht nach. Für eine Theaterszenerie allerdings z.B. wohl nicht ganz ideal.
Die Farben habe ich Abends dann nochmal in unserem Hof an der Hausfassade getestet, ein entsprechendes Video findet ihr unter folgendem Link:
LED-Scheinwerfer im Hof
Erläuterung:
Verarbeitung
Nun, dann noch ein paar Worte zur Verarbeitung: Der Scheinwerfer wirkt von der optischen Verarbeitung her hochwertig, nichts klappert, knarzt oder sonstiges. Auch der Lack wirkt aufs Erste sehr unempfindlich. Was allerdings eine Schwachstelle ist (so wie bei bisher anscheinend nahezu jedem LED-Produkt), ist die Platine. 3 der 4 bestellten Kannen musste ich zurückschicken, da diese Fehler auf der Platine aufwiesen, bzw. diese im laufenden Betrieb nicht so liefen wie sie sollten. Schade. Allerdings wurde mir beim Telefongespräch mit der Lichtabteilung mitgeteilt, dass ich quasi einer der ersten sei, der eine Rückmeldung zu dem neuen Produkt abgeben würde und man sich des Problems annehmen wird.
Fazit
Ich bin von meinen neuen LED-Scheinwerfern begeistert und werde sie behalten. Auch wenn 75% der gelieferten Teile (teil-)defekt waren, bin ich zufrieden. Ich freue mich jetzt schon auf die hoffentlich baldige Lieferungen der anderen 3 Retouren.
Gut, ich hoffe ich habe euch nicht allzu sehr mit meiner ausschweifenden Abhandlung genervt und vielleicht kann ja der ein oder andere für sich was herausziehen.
Viele Grüße, Maddin
P.S.: Kritik ist willkommen!